privat: B. Leyener
„Einen Hauch von ...“
von Brunhilde Leyener
 
„Jetzt weht hier aber mal ein anderer Wind!“
Wenn meine Mutter diesen Satz in die Wohnung schallen lies, dann nahmen wir Kinder innerlich Hab-Acht-Stellung ein. Ich erinnere mich, dass dieser Warnruf uns häufig zusätzlich motivierte zu tun, was von uns erwartete wurde. Denn irgendetwas musste – sollte – konnte es nicht so bleiben wie es war, es musste sich etwas ändern. Manchmal war es nur, dass endlich wieder Ordnung im Kindezimmer herrschen sollte – ein anderes Mal betraf es die Art, wie wir unsere Schulsachen erledigten. „Jetzt weht hier aber mal ein anderer Wind“ vermittelte stets: es ist der Mutter wichtig und bei allen setzte der Ruf ungeahnte Energien frei.
Ein anderer Wind – frischer Wind – der Wind hat sich gedreht – mit diesen Metaphern beschreiben wir oft Situationen, in denen etwas neu geschieht, etwas schon gewohntes und bewährtes noch mal neu angegangen werden soll. Gut tut das, eine Arbeit mit frischem Mut und Wind wieder aufzunehmen. Gut, wenn die Energie dann auch eine Weile anhält und nicht bald abflaut. Vielleicht wäre ein mittlerer Sturm da ganz hilfreich?
Die biblische Pfingsterzählung beschreibt so einen Sturm, ein Brausen das vom Himmel kommt und alle erfüllt. Und das hat Folgen! Die Jünger wirken wie betrunken – sie sind mutig, fast schon kühn, sie verstehen die Menschen egal welcher Herkunft und welche Sprache sie sprechen. Abgeflaut ist dieser Sturm wohl auch, wenn ich den Blick weiter in die Apostelgeschichte und die Kirchengeschichte lenke; aber aufgehört hat er nie.
Vielleicht ist ein Hauch draus geworden – ein bisschen ein andere Wind – ein bisschen Aufbruch und Mut zur Veränderung. Manchmal sind es eben doch die sanften und kleinen und beständigen Schwingungen in der Luft, die etwas bewegen und wieder Lebenskraft schenken. Davon spricht der Text, den ich zitiere:
Einen Hauch von ...
Einen Hauch von Wagemut,
einen Hauch von Tapferkeit,
einen Hauch von Lebenslust,
einen Hauch von Fröhlichkeit,
einen Hauch von Fantasie,
einen Hauch von Findigkeit,
einen Hauch von Leidenschaft,
einen Hauch von Seligkeit,
möge dir die segnende Kraft
des heilig-heilenden Geistes, 
Atem der lebendig macht,
mitten ins Herz wehen!                                    Christa Spilling-Nöker
 
 
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Pastoralreferentin
Brunhilde Leyener (kath.)