Radierung von Käthe Kollwitz Foto: privat

Trost finden 
von Friedemann Bresch 

Das Mädchen hat seinen Kopf in den Schoß der Mutter gelegt und die Augen geschlossen. Vielleicht ist es müde. Vielleicht hatte es Streit oder wurde verspottet. Vielleicht ist es krank. Wie auch immer – hier ist ein sicherer Ort. Hier muss es nicht kämpfen und kann zur Ruhe kommen. Zärtlich und schützend umfassen die Hände der Mutter den Kopf des Kindes. Nun wird alles gut. 

Das Bild berührt uns. Vermutlich, weil wir gelegentlich selbst wie ein kleines trostbedürftiges Kind sind und uns danach sehnen, so den Kopf in einen Schoß legen zu können. Nichts mehr erklären zu müssen. Akzeptiert und verstanden zu werden. Einfach nur da zu sein. 

Trost besteht ja im Wesentlichen aus zwei Dingen: Zum einen darin, dass ich nicht allein bin in meinem Schmerz. Da ist ein Mensch, der mich einfach seine Nähe spüren lässt. Vor dem ich mich nicht rechtfertigen muss. Ein Mensch, bei dem ich mal durchatmen, vielleicht auch eine Träne weinen kann und der mir vermittelt: „Hab keine Angst. Ich bin bei dir. Ich lass dich nicht allein.“ 

Zum anderen in der neuen Perspektive, die ich gewinne. Meine frustrierende Lage sieht ein anderer Mensch mit ganz anderen Augen. Er macht mir Mut, dass sich meine Situation auch wieder verändern kann. Durch ein paar Sätze zeigt er mir: Es geht weiter. 

Am Ende des Buches Jesaja findet sich der schöne Satz, der 2016 zur Jahreslosung ausgewählt wurde: „Gott spricht: Ich will euch trösten wie einen seine Mutter tröstet.“ Ich kann meinen müden Kopf in Gottes Hände legen, kann weinen oder schweigen, meiner Enttäuschung Raum geben und meine Fragen aussprechen. Er ist für mich da. Er ist wie eine Mutter, die ihrem Kind tröstend zuraunt: „Ich bin ja hier! Alles wird gut.“ 

Ich wünsche Ihnen im begonnen Jahr 2016 viele Erfahrungen, die Sie trösten und in denen Ihr Vertrauen zu Gott gestärkt wird. Und vielleicht können wir von der Klinikseelsorge Ihnen dabei helfen. 

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Pfarrer
Friedemann Bresch (evang.)