Foto: Martin Mannigatterer; Pfarrbriefservice.de

Jetzt
von Martin Günter

Mein sind die Jahre nicht,
die mir die Zeit genommen;
mein sind die Jahre nicht,
die etwa möchten kommen;
der Augenblick ist mein,
und nehm‘ ich den in acht,
so ist der mein,
der Jahr und Ewigkeit gemacht.
Andreas Gryphius

Den Augenblick leben – befreiend, wo uns das gelingt! Nicht in der Vergangenheit verweilen, die zurückliegt und an der wir nichts mehr ändern können; nicht in die Zukunft vorauseilen, von der wir nicht wissen, was sie bringen wird. Leben, im Hier und Jetzt… Nur der gegenwärtige Augenblick ist es, in dem wir leben und den wir gestalten können, mit all dem, was er für uns bereithält. Unser Leben ereignet sich jetzt…

Der Dichter Andreas Gryphius will uns ermutigen, das Gegenwärtige ganz bewusst wahrzunehmen, sich ihm zu stellen – wohl wissend, dass es nicht nur Schönes und Gutes, sondern oft auch Belastendes und Schweres enthält. Die Wirren und Grausamkeiten des 30-jährigen Krieges haben sein Leben und Schaffen geprägt. Trotzdem – oder vielleicht auch gerade deshalb – ist er voller Zuversicht, dass wir überall da, wo wir ganz bei uns selbst sind, auch etwas von den größeren Dimensionen erfahren können, die unser Leben ausmachen und umgeben. Wo wir ganz präsent sind, können wir etwas von Gottes Gegenwart erahnen: Wenn wir die Schönheit und das Wunder der Natur betrachten; wenn wir Glück und Gelingen in unseren Beziehungen, Freundschaften und Begegnungen erleben; wenn wir in Schwerem Trost und Beistand erhalten; wenn wir in Not und Leid wieder neu Hoffnung und Kraft für den nächsten Schritt bekommen…

Vielleicht kann ja die bald beginnende Urlaubszeit ein Anlass sein, es wieder einmal zu versuchen: Bewusst im Hier und Jetzt zu leben, sich wachsam auf den Augenblick einzulassen... 

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Pastoralreferent
Martin Günter (kath.)